Texte - Reportagen - Kurzgeschichten


geschrieben 6/2004 für Fire-Starter Fanzine


TURBOMANIA 2004 - Die Ersten WeltTurboJugendTage
Dungaree High auf St.Pauli

Turbomanie gehört zu den letzten Geheimnissen dunkler Leidenschaften. Wie schwul die Deathpunks aus Norwegen nun wirklich sind, spielt dabei längst keine Rolle mehr. Angestachelt von der kaum zu überbietenden Live-Präsenz und Songs wie "Just Flesh", "Are you ready for some Darkness", "Denim Demon" und "Ride with us" greift seit der Turbonegro-Tour im letzten Frühjahr, den Festivalauftritten und den FC St.Pauli-Benefiz-Konzert der Turbojugend-Virus weiter um sich. Das Infektionsgebiet reicht einmal rund um den Globus. Erstmalig trafen sich am 21./22.5.04 rund Tausend der in 'Chapters' organisierten an einem zentralen Infektionsherd, Hamburg St.Pauli. Die Turbojugend St.Pauli und Freunde hatten ein zwei + x - tägigens Großevent organisiert:

Freitag fand die Konzert - Party im Grünspan statt, die Aufschriften der kultigen Jeansjacken ließen die Herkunft der mehr- oder weniger Weitgereisten erkennen: Orange, Reading, Haitabu, Trondheim, Oslo, Bagdad (Vorort von Hamburg ...), Oulu, Kreuzberg, Haitabu, Los Angeles, Potsdam, Tokyo, Osaka, Münster, Graz und und. Der Abend begann mit dem Auftritt von zwei Punk'n Roll Bands, die u.a. einige Turbo-Stücke coverten - ziemlich schwierige Aufgabe in Gegenwart von vier echten Turbos, die sich unter's Party-Publikum gemischt hatten. Zwischendurch stellten sich einige Mutige den Quizfragen des "Ass-Contest" von Turbonegro-Sänger Hank van Helvete und Visions-Autor Dirk Siepe. Trotz Wissensstand deutlich unter Niveau (oder war schon zuviel Bier geflossen?) gewannen schließlich ein Mutiger aus Orange ein Jahr freien Eintritt zu allen Turbonegro-Konzerten.

ZSK (Berlin) rockten gut, sowas wie Anti-Flag mit deutschen Texten gegen Nazis, Krieg, Abschiebung. Als letzte Band des Abends spielten die grandiosen Peter Pan Speedrock (NL), u.a. eine sehr unter die Haut gehende Version von 'Sailorman'. Bis zum Morgengrauen bevölkerten die Turbojugendlichen das Hamburger Nachtleben zwischen Fred's Schlemmereck und der Scandia-Bar, begossen alte und neue Freundschaften.

Samstag abend stand Konzert und Party in der Großen Freiheit auf dem Programm. Erinnerungen an das unvergessliche Turbonegro-Konzert vor einem Jahr am selben Ort wurden wach. Wieder spielte als erste Band Silver (Norwegen), Glam-Punk. Die etwas ruhigeren Stücke rockten besser als einige reichlich hektische. Als zweite Band spielt das Trio Electric Eel Shock , bestehend aus Turbojugend Tokyo / Osaka, weit gereist. Hard-Punk-Rundumschlag. Super waren Therapy (Irland), Hardrock/Metal/Punk mit Herz. Sie coverten 'Denim Demon', Pogo satt. Als 'letzte' Band spielten - erstmals in Europa - die US-Urpunks The Adolescents, damals 1981 ... eine der Inspirationsquellen von Turbonegro. Im Stil ähnlich den Dead Kennedys knallten Stücke wie 'Democracy', 'Rock down USA'.

Turbonegro stand offiziell nicht auf dem Programm, Keyboarder Pal Pot Pamparius und Gitarrist Rune Rebellion waren außerdem zuhause familiär beschäftigt. Aber Happy Tom, Euroboy, Chris Summers und Hank von Helvete ließen es sich, man hatte es geahnt, dann doch nicht nehmen, in ein paar Songs zu spielen. Diesmal auch ohne Schminke und Hüte. Sie begannen mit einem super 'Dungaree High': "I got a headache in my pants ... it's just a way to stay alive, boy ..." - was ist eigentlich die Steigerung von Gänsehaut?? Dann eine Schweigeminute für den kürzlich verstorbenen Rocco Klein (Viva II und Mitautor des Turbo-Films) und einen verstorbenen Kumpel aus England. Zweiter Song 'Bloodstains', ein alter Song von Agent Orange, deren Gitarrist auch irgendwo im Publikum steht. 'Midnight Nambla' und zum Schluß natürlich 'I got Erection'. Alle Musiker kamen dann nochmal zusammen auf die Bühne. Eine Zugabe gab's trotz fortwährendem verzückten 'I got Erection'-Brüllens nicht, stattdessen versorgten Chris und Euroboy die noch Tanzwilligen mit guter Musik aus der Konserve.

Beide - bzw. den 'Warm-Up-Abend' in der Scandia Bar mitgerechnet -, alle drei Tage war die Stimmung der Turboverrückten sehr peacig und freundschaftlich, keine unangenehmen Zwischenfälle. Viele nette Leute kennengelernt, Hank & Co mal als (mehr oder weniger) normale Kumpels erlebt und mit ihnen angestoßen. Das 'Runterkommen' fällt schwer, aber wie sagte Happy Tom - "Darkness is just around the Corner ..."